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Bankenlandschaft im Wandel: Nur noch jedes zweite kleine und mittlere Unternehmen sucht Filiale auf

Themenbild: Pixabay

Frankfurt am Main. Die Bankenlandschaft in Deutschland wandelt sich weiterhin schnell. Nicht nur werden die Filialstandorte weniger, parallel dazu hat auch die Filialnutzung des Mittelstands drastisch abgenommen, wie die repräsentativen Daten aus dem KfW-Mittelstandspanel zeigen: Nur noch jedes zweite kleine und mittlere Unternehmen (50 %) hat im Jahr 2021 vor Ort in der Bank einen Termin wahrgenommen. Im Jahr 2019 lag der Anteil bei 57 %, im Jahr 2017 sogar noch bei 65 %.

In absoluten Zahlen ausgedrückt waren damit zuletzt rund 1,88 Millionen kleine und mittlere Unternehmen zu mindestens einem Anlass im Jahr in einer Bank- oder Sparkassenfiliale zu einem Geschäftstermin vor Ort – das sind rund 300.000 weniger als noch im Jahr 2019, gegenüber 2017 summiert sich der Rückgang sogar auf 560.000 Unternehmen. Der Rückgang der Filialbesuche zieht sich quer durch alle Segmente im Mittelstand. Lediglich mit der Unternehmensgröße nimmt die Anzahl der Filialbesuche zu, was auf ein mit der Unternehmensgröße steigendes Finanzierungsvolumen und höheren Beratungsbedarf zurückgehen dürfte. Unverändert stark ist übrigens die Bindung des Mittelstands an seine Hausbank: 93 % aller Filialkontakte fanden bei den jeweiligen Hausbanken statt.

Der jüngste Rückgang von Filialkontakten mittelständischer Unternehmen dürfte Ausdruck eines grundsätzlich voranschreitenden Wandels in den Kommunikationsmustern sein. Auch die Corona-Krise, während der Bankfilialen zeitweise geschlossen bleiben mussten, dürfte die Entwicklung geprägt haben: 44 % der mittelständischen Unternehmen berichten generell von einem abnehmenden persönlichen Kontakt mit ihren Bankberatern in den vergangenen fünf Jahren. Parallel dazu gewinnen die digitalen Kommunikationswege an Bedeutung: Mittlerweile führen 32 % der Unternehmen eine verstärkte Nutzung von Bank-Apps in den letzten fünf Jahren an, ein Zuwachs von 13 Prozentpunkten. Aber auch der Kontakt via E-Mail (+12 Prozentpunkte auf 52 %) sowie das Telefon als „althergebrachte“ Kommunikationsform (+10 Prozentpunkte auf 36 %) nehmen an Relevanz zu.

„Die Filialnutzung geht zurück, die digitale Kommunikation zwischen Mittelstand und Bank nimmt zu“, fasst Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, zusammen. „Trotzdem bleibt angesichts von insgesamt fast sechseinhalb Millionen Filialbesuchen der Stellenwert persönlicher Interaktion weiter hoch. Das liegt an den damit verbundenen Informationsvorteilen für beide Seiten, die vor allem bei komplexeren Investitionsfinanzierungen bzw. Bankdienstleistungen zum Tragen kommen.“ Gewachsene Beziehungen zwischen Unternehmen und Kreditinstitut helfen, grundsätzliche Informationsasymmetrien zu reduzieren. Auch so genannte „weiche Informationen“ wie Managementqualitäten, Verlässlichkeit oder Lebenssituation des Inhabers fließen besser. Sie finden sich nicht im Zahlenwerk eines Unternehmens, fließen aber in Risikobewertungen ein und können für die Kreditentscheidung eine wesentliche Rolle spielen. „Entscheidend für die vielfach lokal verankerten kleinen und mittleren Unternehmen ist, dass ein funktionsfähiger Zugang zur Abwicklung von Bankdienstleistungen offenbleibt. Gerade kleinere Unternehmen sind auf Fachwissen und Erfahrungen ihrer Finanzierungspartner vor Ort angewiesen, vor allem bei beratungsintensiven Finanzierungsanlässen“, so Köhler-Geib.

Trotz des Rückbaus von Filialen besteht noch immer ein ausgeprägtes Netz von vor allem regional orientierten Kreditinstituten, das sich für den Mittelstand auszuzahlen scheint. Im Durchschnitt benötigten die hiesigen kleinen und mittleren Unternehmen im Jahr 2021 lediglich etwas mehr als 15 Minuten bis zur nächsten Filiale ihrer Hausbank. Jeder zweite Mittelständler erreicht die nächstgelegensten Räumlichkeiten seiner Hausbank sogar in zehn Minuten, jeder vierte in fünf Minuten. Diese Werte haben sich in den vergangenen zwei Jahren nahezu nicht verändert. Gering sind auch die Unterschiede zwischen eher ländlich geprägten und städtischen Regionen (16,2 Minuten in ländlichen ggü. 15,0 Minuten in urbanen Regionen).

Schaut man auf die einzelnen Bundesländer, so werden jedoch Unterschiede deutlich: Während Unternehmen aus dem Saarland oder Rheinland-Pfalz im Schnitt nur etwas mehr als zehn Minuten bis zur nächstgelegenen Hausbankfiliale benötigen, verdoppelt sich der Aufwand für die Firmen in Sachsen oder Sachsen-Anhalt auf knapp 20 Minuten. Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern benötigen mit fast 29 Minuten noch einmal erheblich länger. Die Ursache für die mitunter starken Unterschiede liegen in der generell niedrigen Bankfilialdichte im Großteil der ostdeutschen Regionen, die bereits zur Wiedervereinigung deutlich geringer war. Zudem zeichnen sich viele westdeutsche Regionen durch einen höheren Verstädterungsgrad aus, während es Ostdeutschland dagegen mehr ländlich geprägte Regionen gibt. Eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt auch die demografische Entwicklung – denn die Bevölkerungsentwicklung und Prognosen sind zentrale Entscheidungsgrundlagen für Banken bei der Planung ihres Filialnetzes.

PM/KfW

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