Osnabrück. Noch nie wurde häufiger vor dem Verzehr von Lebensmitteln gewarnt als 2020. In der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ („NOZ“) kritisierte die Organisation Foodwatch, dass auf lebensmittelwarnung.de, dem zentralen Internetportal der Bundesländer, häufig zu spät oder unvollständig über unsichere Lebensmittel informiert werde. „Zudem kennen die meisten Menschen dieses Portal nicht, und es ist alles andere als verbraucherfreundlich aufgebaut“, so Foodwatch.
Die Organisation sieht auch die Handelsketten in der Pflicht. „Meist nutzen sie nicht alle ihre Kommunikationskanäle“, bemängelt Foodwatch. Ein Aushang im Markt reiche nicht aus. Gerade über Social Media oder Newsletter könnten deutlich mehr Menschen erreicht werden.
Dass ein Lebensmittel wie zuletzt mit Ethylenoxid belasteter Sesam zweimal innerhalb kurzer Zeit zurückgerufen wird, zeigt für Foodwatch aber noch etwas anderes. „Die Rückverfolgbarkeit von Lebensmitteln entlang der Lieferkette funktioniert nicht. Nachdem das Problem bekannt war, hätte belastete Ware gar nicht mehr in den Handel kommen dürfen“, kritisiert die Organisation. Das europäische Lebensmittelrecht schreibe eine lückenlose Rückverfolgbarkeit vor, aber Fälle wie dieser oder auch Lebensmittelskandale wie die mit Listerien belastete Wurst der Firma Wilke würden immer wieder deutlich machen, dass Lieferketten in der Praxis oftmals nicht rückverfolgt werden könnten.
Im Jahr 2020 haben die Bundesländer 214 Warnungen mit Bezug zu Lebensmitteln veröffentlicht. Ein Jahr zuvor waren es noch 16 weniger. Am häufigsten betroffen waren im vergangenen Jahr Getreide und Backwaren (37), gefolgt von Milch und Milchprodukten (28), Fleisch (27) sowie Obst und Gemüse (20). In diesem Jahr hat es bereits acht Lebensmittelwarnungen gegeben.
PM/NOZ