Osnabrück. Fleischunternehmer Clemens Tönnies hat die Politik angesichts der andauernden Schweinemarkt-Krise zum Handeln aufgerufen. Im Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte Tönnies: „Wir brauchen ein klares Bekenntnis der Politik zur Landwirtschaft in Deutschland. Das fordere ich von den Parteien ein und von der kommenden Bundesregierung, egal, wer sie denn dann bildet.“ Die Pläne zum Umbau der Tierhaltung in Deutschland müssten vorangebracht und damit Perspektiven für Bauern geschaffen werden.
Tönnies verwies dabei auf die Ergebnisse einer Regierungskommission um Ex-Agrarminister Jochen Borchert. Die hatte vorgeschlagen, bis 2040 alle Tiere in Deutschland in Ställen mit Frischluftzufuhr zu halten. „Wir stehen hinter diesem Ziel. Das muss umgesetzt werden.“ Die neue Bundesregierung müsse das „endlich durchziehen“, forderte Tönnies. „Sonst wird die Tierhaltung hier über kurz oder lang beendet und mit ihr der ganze Wirtschaftszweig.“
Die aktuellen wirtschaftlichen Turbulenzen auf dem Fleischmarkt machten auch seinem Unternehmen zu schaffen, betonte der Unternehmer. Tönnies sagte: „Wir alle in der Kette, vom Bauern bis zum Schlachter, haben derzeit eine unglaublich schwere Zeit. Wir sind als Branche total unter Wasser. Ich habe so etwas in 50 Jahren noch nicht erlebt.“ Die Seuchen Corona und Afrikanische Schweinepest hätten zu Verwerfungen geführt.
Tönnies wies Schuldzuweisungen aus den Reihen der Landwirtschaft zurück. Nicht sein Unternehmen sei für die niedrigen Erzeugerpreise verantwortlich. „Ich habe den Landwirten angeboten, einen unabhängigen Wirtschaftsprüfer in unsere Bücher gucken zu lassen.“ Der werde zu dem Ergebnis kommen, dass Tönnies auch in dieser Situation fair mit den Bauern umgehe.
PM/NOZ