Osnabrück. Schauspieler Merab Ninidze („Doktor Ballouz“) hat Deutsch vor 30 Jahren auf der Flucht vor dem damals in Georgien tobenden Bürgerkrieg gelernt – mithilfe von Musik und Fernsehen. „Ich schlief in Wien auf einem kleinen Sofa vor dem Fernseher. Aus Verzweiflung und Schlaflosigkeit habe ich rund um die Uhr alle deutschen Sendungen und Serien geguckt“, sagte der 57-Jährige im Gespräch mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Aus vielen Soaps und deutschen Musikclips auf MTV habe ich Wörter und Sätze aufgeschnappt und nachgeplappert. Deutsch habe ich mit den Texten der Fantastischen Vier gelernt, aber eben nicht die Grammatik.“
In vielen deutschen Filmen und TV-Serien spielte Ninidze immer wieder einen russischsprachigen Menschen, sei es als Soldat, Spion oder Mafioso. „Der Russe vom Dienst“ sei jedoch überhaupt nicht sein Ding, wie der Georgier im Interview betont. „Für die Leute im Westen war das alles Russland oder Ex-Sowjetunion. Für mich war einfach nur wichtig, dass ich arbeiten kann und nicht beruflich aufgeben muss, egal ob ich in „Kommissar Rex“ oder woanders einen Russen, Ukrainer, Albaner oder Serben spielen sollte. Manche dieser kleinen Rollen waren einfach zu platt und böse, deswegen habe ich ihnen gar keine Menschlichkeit geschenkt. Hauptsächlich ging es darum, das Publikum zu erschrecken. Ich dachte wirklich, ich würde mein Leben lang solche Rollen spielen.“
Über den Erfolg der TV-Serie „Doktor Ballouz“ (Zweite Staffel im ZDF startet am 21. April) zeigt sich Ninidze hoch erfreut: „Ist das nicht schön? Für mich ist es eine große Überraschung. Ich dachte, es gebe Kritik an meiner nuscheligen Aussprache. Das deutsche Publikum ist aber sehr großzügig. Die Rolle hat etwas in mir ausgelöst, denn sie kommt von Herzen. Ich habe mich voll geöffnet, habe Ballouz mit all seinen skurrilen Macken verinnerlicht, ohne hoffentlich dabei lächerlich zu wirken.“
Dennoch schrecken Ninidze im privaten Leben so manche Marotten von Ballouz ab. Er mag keine Katzen, wie der Schauspieler im „NOZ“-Interview verriet. Auch Bockwurst von der Tanke und Kuchen aus dem Automaten verschmäht er: „Niemals. So etwas gibt es nicht in Georgien.“ Den Trabbi des „Doktor Ballouz“ fährt Ninidze auch nicht gerade gerne: „Das war eine echte Herausforderung. Ich bin kein leidenschaftlicher Autofahrer, habe nur einen abgelaufenen georgischen Führerschein. Ich fahre gerne Rad, und wenn ich reise, dann mit Bahn oder Flugzeug. Meine Kollegen wollen es nie glauben, wenn ich sage, dass ich nicht Auto fahre. Ich kann das zwar, aber darf es nur auf abgesperrten Straßen.“
PM/Neue Osnabrücker Zeitung